Die Sagen der Stadt Halle (Saale)
Vom Wahrzeichen der Stadt
Als einst Kaiser Otto in Halle erwartet wurde und ihm die Bürger vor dem Rannischen Tor, wo er seinen Einzug halten sollte, einen feierlichen Empfang bereiteten, auch Blumen auf den Weg gestreut hatten, unter denen sich, da es im Juni war, viel Rosen befanden, entstand plötzlich in der Aue infolge des vielen Regens großes Wasser. Der Kaiser konnte daher nicht von Merseburg den geraden Weg über Beesen nehmen, sondern musste den Umweg westlich über die Dörfer nehmen und über die Hohe Brücke zum Schiefertor in die Stadt hineinreiten.
Die Einwohner liefen nun zu diesem Tor und mussten ihre Blumen infolge der kurzen Zeit am Rannischen Tor zurücklassen. Als nun bald darauf der Müller von Böllberg seinen beladenen Esel zum Rannischen Tore hineintrieb, gingen diese statt des Kaisers über die Blumen. Das machte den Hallensern soviel Spaß, dass es in dem Wahrzeichen verewigt wurde.
(aus: Siegmar Schultze-Gallera, Die Sagen der Stadt Halle und des Saalkreises, Halle 1922)