Orte der Moderne entdecken
Großgarage Süd – Ort der Grand Tour der Moderne
Foto: Matthias Kunkel, 2017Pfännerhöhe 71/ Liebenauer Straße
Erbaut: 1927/28
Architekt: Walter Tutenberg
Der Architekt und Bauunternehmer Walter Tutenberg errichtete mit der Großgarage Süd nahe der Luthersiedlung im Süden der Stadt Halle (Saale) ein straßenbildprägendes Parkhaus nach amerikanischem Vorbild mit 150 möglichen Stellplätzen. Das Gebäude, in Stil und Funktion des Neuen Bauens errichtet, war seinerzeit der Architektur weit voraus und zählt heute zu den ältesten Parkhäusern Deutschlands. Die Garage bot seit ihrer Eröffnung im Februar 1929 neben der Möglichkeit, Kraftfahrzeuge äußerst platzsparend auf vier Ebenen zu parken, zudem Dienstleistungen wie Autowäsche, Reparatur sowie Kurier- und Lotsendienste für die automobile Kundschaft an. Es befanden sich außerdem ein Frisiersalon, eine Tankstelle und ein Aufenthaltsraum mit Schlafgelegenheiten für die Chauffeure auf dem Gelände. Um die Wünsche der Kundschaft bemühten sich 28 Angestellte.
Die drei Parkdecks mit ihren in Reihen angeordneten, von Stahljalousien verschlossenen Boxen erreichten die Wagen über einen Aufzug und eine Schiebebühne, eine sogenannte „Laufkatze“, wie sie in Werkhallen zu dieser Zeit vergleichbar verwendet wurde. Der eindrucksvolle Lichthof der Garage wurde von einem weiten Glasdach auf Stahl und Beton getragen und zusätzlich durch die Glasfassade zur Pfännerhöhe taghell ausgeleuchtet. Im Kontrast dazu passte sich das Parkhaus in die dreigeschossige Wohnbebauung der Umgebung optisch ein. Im Jahr 2009 sanierte der Bauverein Denkmal GmbH das Objekt sorgsam, allerdings wurde der Aufzug zugunsten einer Spiralauffahrt ersetzt. Daher sind von den ursprünglich 150 Boxen nur noch 88 erreichbar. In einer der für Fahrzeuge unzugänglichen Boxen informiert eine Ausstellung mit originalem Interieur und ebensolcher Technik über die damalige Zeit und veranschaulicht anhand dieses Verkehrsbaus die erste Boomperiode der Automobilisierung im 20. Jahrhundert.